80. Geburtstag Hermann Hoormann

Hermann Hoormann Aus Räumen der Stille –  Zum 80. Geburtstag von Hermann Hoormann

In Zeiten, in welchen die phantastische und visionäre Kunst immer mehr an Fahrt gewinnt, schloss Ende Oktober die „art imaginär“ 2013, eine von dem phantastischen  Maler Otfried H. Culmann kuratierte Ausstellung besagter Kunstrichtungen, ihre Pforten. Wiederum ging eine herausragende Präsentation, die bei den vielen Besuchern auf eine große Resonanz stieß, im Kulturzentrum Herrenhof in Neustadt-Mußbach zu Ende.

Neben Werken von vielen namhaften Künstlerinnen und Künstlern war im Renaissance-Gebäude, dem ehemaligen Kornspeicher des Komplexes Herrenhof, auch eine Sonderausstellung mit Arbeiten von Hermann Hoormann in die Gesamtpräsentation eingebunden. Diese sollte daran erinnern, dass der Künstler, einer der prägenden Phantasten der Pfalz, am 30. Dezember 2013 seinen 80. Geburtstag feiert.

Hermann Hormann, eher einer der „Stillen“ im Reich der Phantastik, wurde 1933 in Meppen an der Ems geboren und lebt heute in Bolanden in der Pfalz. Nach diversen Studien war er als Kunsterzieher tätig und hat als Maler und Grafiker bis heute ein beachtliches Oeuvre aufzuweisen.

Die Welt seiner Bilder zeigt eine fortwährende Auseinandersetzung mit der Welt des Manierismus und der Phantastik, in all deren vielfältigen Erscheinungsformen. Immer wieder begegnet man in ihnen Visionen mit bedrohlichem Hintergrund, aber gleichfalls auch großartig herausgearbeiteten Komponenten der Phantastik, teilweise mit einem leisen Abgleiten in eine ihm ganz eigene Satirik.

Der Künstler bemerkt zu seiner Arbeit im Katalog der „art imaginär“ 2013:

„Malen und Zeichnen wird immer mehr zu einer anachronistischen Angelegenheit, deren Daseinsberechtigung gelegentlich in Zweifel gezogen wird. Man denkt nicht mehr daran, dass der Mensch sich in Bildern ausgedrückt hat, ehe er Begriffe und Wörter fand um sich mitzuteilen. Die gezeichnete oder gemalte Form wurde über das Abbildhafte hinaus zu einem Zeichen für Erlebtes oder Empfundenes, das von einem bestimmten Subjekt Zeugnis ablegt. Die Verknüpfung von Bildern und Zeichen ermöglicht Formen der Mitteilung, die über die reine Beschreibung der Außenwelt hinausgehen und über Denken und Träumen Auskunft geben. Das ist dann der Bereich, in dem die Phantasie zuhause ist. In der Wahrnehmung der Realität mischt sie sich ein und stellt Ansprüche der Wirklichkeit in Frage. Der Phantastische Realismus, der ein Spiel mit den Möglichkeiten ist, kann dem Künstler, aber auch dem Betrachter, neue Räume eröffnen, in denen es sich leichter lebt. Nicht umsonst wird häufig die Nähe zum Traum von Malern des Phantastischen betont. Die handwerkliche Seite ist dabei die Grundlage, die das freie Spiel der Imagination binden, aber nicht fesseln sollte.                                                

© Hermann Hoormann

Sehr intensiv hatte sich Hermann Hoormann 2009 auch mit dem Basismodul des Projektes PHANTASTIK IN DER BOX – SAMMLUNG WESTERMANN auseinandergesetzt und die Aufgabe auf seine ganz eigene Weise gelöst. Bei der Arbeit „Adam weigert sich“ war es für ihn das Spannendste an der Sammlung, dass die eingebaute Objektbox auf der Malplatte kein Zufall war, sondern dass diese „Barrikade“ die formale Phantasie herausfordern sollte. Zunächst versuchte er im Malprozess die Höhenunterschiede zu verschleiern, entschied sich aber dann doch die Westermann-Box als Zentrum zu gestalten. So wurde den ins Bild greifenden Händen durch die Box ein Widerstand entgegengesetzt, während der Innenraum der Box dem blaugesichtigen Adam vorbehalten blieb. Dieser genießt dabei den Schutz des Rahmens und weigert sich vehement, seinen „Widerstand“ aufzugeben.

Text und Foto: © Günter Westermann (Phantastik in der Box – Sammlung Westermann)

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