Heide und Peter Proksch im Schloss Wolkersdorf (AT)
Unter dem Titel „Das Kunstwerk als imaginäre Insel“ zeigt das Forum Schloss Wolkersdorf (AT) Gemälde und Grafiken von Peter Proksch, Bildteppiche von Heide Proksch und Glasskulpturen von Renate Korinek.
Der spanische Philosoph, Soziologe und Essayist José Ortega Y Gasset liefert mit seiner Kunstdefinition „Das Kunstwerk ist eine imaginäre Insel, die rings von Wirklichkeit umbrandet ist“ auch das Motto der Sonderausstellung im Forum Wolkersdorf. Sie ist drei Künstlerpersönlichkeiten gewidmet: Dem Wiener Maler und Grafiker Peter Proksch, der aus Mährisch-Ostrau gebürtigen Textilkünstlerin Heide Proksch sowie der Salzburger Glaskünstlerin Renate Korinek. Was sie miteinander verbindet? Neben ihrer künstlerischen Beheimatung – alle drei Künstler haben das Weinviertel zu ihrem kreativen Schaffensort gewählt, ist es vor allem ihre aus magisch-mythischen Quellen schöpfende Motivwelt, wie auch ihre visionäre und phantastische Formensprache, die sie eint. Zudem entziehen sie sich einer Grenzziehung zwischen reiner Kunstübung und kunsthandwerklichem Zugang. Diese erstmalige Gegenüberstellung der Arbeiten von Heide und Peter Proksch mit jenen von Renate Korinek verspricht eine spannende Konstellation und garantiert zugleich einen verblüffenden Motivreigen, der von janusköpfigen Gestalten, apokalyptischen Wesen über Elfen und Einhörner bis hin zu anthropomorphen Formen reicht.
Zu sehen sind Gemälde und Grafiken von Peter Proksch (1935-2012), einem der profiliertesten Vertreter des Wiener Phantastischen Realismus. Der gebürtige Wiener Proksch, der ab 1950 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Gebrauchsgrafik und anschließend an der Wiener Kunstakademie Malerei und künstlerische Drucktechniken studierte, ließ sich mit seiner Frau Heide (geb. Kahlig) in Wolkersdorf nieder, nachdem das Wiener Atelier für das Künstlerehepaar Proksch zu klein geworden war. Bis in die 1970er-Jahre war er vorwiegend als Gebrauchsgrafiker tätig, um sich dann zur Gänze künstlerischen Aufgaben zu widmen. Er fühlte sich dabei dem Phantastischen Realismus verpflichtet – sowohl in der altmeisterlichen Malweise als auch bei den Themen, die er vorwiegend aus den antiken Epen wie auch aus der Bibel bezog.
Bildmotive des Peter Proksch hat die Textilkünstlerin Heide Proksch (geb. 1942) dann auch ins Monumentale übersetzt und damit einen wesentlichen Beitrag zur Popularisierung dessen Kunst geleistet. Sie lernte 1959 den Kunststudenten Peter Proksch in einem Wiener Künstlerlokal kennen. Dadurch geriet sie erstmals auch in Kontakt mit der Wiener Kunstszene. Sie selbst besuchte damals noch die Handelsakademie, die sie 1960 erfolgreich abschloss, um dann anschließend als Übersetzerin für Englisch und Französisch und in weiterer Folge als Chefsekretärin zu arbeiten. Im Jahr 1965 ehelichte sie Peter Proksch, mit dem sie eine Atelierwohnung in Wien-Landstrasse teilte. In weiterer Folge gab sie ihren Beruf auf und begann ab 1968 an der damaligen Hochschule für angewandte Kunst künstlerische Textiltechniken zu studieren. Schon in dieser Ausbildungsphase wob sie ihre ersten Bildteppiche, die sie dann fast ausschließlich nach Entwürfen ihres Mannes im gemeinsamen Atelier anfertigte. Heide Prokschs Tapisserien befinden sich heute in öffentlichen und privaten Sammlungen wie etwa im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz.
Edward Hoppers universelles Statement, „Egal wie beeindruckend eine Erfindung auch sein kann, sie kann niemals die Fantasie ersetzen“ trifft auch auf die „Dritte im Bunde“ dieser Ausstellung, die gebürtige Salzburger Glaskünstlerin Renate Korinek, zu. Auch für sie wird die Wiener Hochschule für angewandte Kunst bestimmend für ihren weiteren künstlerischen Werdegang: Im Herbst 1980 begann sie hier ihr Kunststudium bei Prof. Isolde Joham-Höllwarth im Fach Glaskunst, um dann in die Meisterklasse für Produktgestaltung von Prof. Matteo Thun-Hohenstein zu wechseln. Sie beschränkte jedoch ihre Ausbildung nicht nur auf diese Hochschule, sondern vertiefte ihre Kenntnisse in dieser schon seit dem Mittelalter hoch im Kurs stehenden Glaskunst auch auf internationale Ebene: Zwischen 1979 und 1980: arbeitete Korinek bei einem florentinischen Meister für Bleiverglasung, im Sommer 1984 begann sie mit der Arbeit mit heißem Glas bei den Midsummer-Glassmakers in Cambridge (UK), 1986 besuchte sie dann im Sommer die Pilchuck Summer School Seattle in den USA, wo sie dann im September in Rochester (NY) mit dem Studium am Institute of Technology, School for American Craftsmen, begann. Seither hat die Bildhauerin in zahlreichen nationalen und internationalen Galerien und Museen wie etwa dem Elagin Museum St. Petersburg in Russland, dem Notojima Museum in Japan oder auch im GerhardMarcks Haus (Bildhauermuseum) in Bremen ausgestellt.
Für alle drei ausstellenden Künstler und Künstlerinnen gilt Jean-Jacques Rousseaus Diktum: „Die Realität hat ihre Grenzen, doch die Fantasie ist ungebunden.“
Ausstellungsdauer: 30. Mai bis 28. Juni 2020
Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Feiertag 14:00 – 18:00 Uhr
Text und Abbildung: der Webseite Forum Schloss Wolkersdorf entnommen