Real-Surreal-Irreal? Es ist eröffnet!
BUHM-bum-BUHM-bum-BUHM-bum- BUHM-bum-BUHM-bum-BUHM-bum- BUHM-bum-BUHM… (man stelle sich einen Paukenschlag mit tieftönender Trommel in mittelaterilcher Gewandung vor).
„Meine Damen und Herren, liebe Freunde der phantastischen Kunst, ich möchte Sie hiermit herzlich zu einer Schau der ganz besonderen Art begrüßen, denn heute haben wir uns hier versammelt, um den Werken 6 außergewöhnlicher Künstler aus 3 verschiedenen Ländern zu huldigen“.
So oder so ähnlich begrüßte der geschätzte 1,95m Hüne und Schatzmeister des Kunst- und Kulturvereins callas-bremen e.V., Dirk Lüdtke, im klassischen Anzug und mit wehendem Barte die Gästeschar, die sich zur zweiten Ausstellungseröffnung des jüngst gegründeten Vereins in der Bremer Innenstadt eingefunden hatte. Auf unterhaltsame Art und – das Publikum dankte es ihm – mit knappen treffenden Worten führte das Vorstandsmitglied in die Ausstellung ein.
Und so lebendig, wie diese Ansprache war dann auch die Ausstellung in all ihrer Facettenvielfalt. Wer sich eher von dunklen und mystischen Themen angezogen fühlt, kam bei den reduzierten Werken oder Skulpturen von Pat Portenier, der aus der Schweiz angereist war, auf seine Kosten. Daneben kamen die farbintensiven Arbeiten von Leon Ariev voll zur Geltung die doch längerer Betrachtung und genügend Abstand bedürfen um in ihrer Fülle gänzlich erfasst zu werden. Ausruhen und verweilen konnte der Besucher daneben aber in den Luftschlössern von Anne Varnhorn, die bislang eher weniger auf Ausstellungen der Szene vertreten war aber von der die phantastische Welt in Zukunft sicher noch einiges hören wird. Markus Holzum brachte durch seine digital erstellten Werke eine neben der Malerei oft unterrepräsentierte Technik in die Ausstellung ein und gab dem Irrealen, der Welt aus Bits und Bytes in ihrer Materie gewordenen Verkörperung so auf kunstvolle Art seinen Platz in den Räumlichkeiten in der Ansgaritorstrasse. Auch die Betreiberin dieses Internetportals, Sigrid Nepelius, hatte den weiten Weg aus ihrem fernen und verschlafenen Dorf in Niederösterreich auf sich genommen, um ihre märchenhaften Welten nach Bremen zu bringen. Welten, die durch ihren ganz eigenen, erdigen Farbcharakter zur Geltung kommen und voller Harmonie und Ruhe stecken. Der Bremer Michael Becker war durch eine schicksalhafte Begegnung in der Ausstellung gelandet, da er die Organisatoren bei einem Schaufensterbummel kennenlernte und die gegenseitige Begeisterung schnell übersprang. Seinen Platz in der Ausstellung hat er sich mit seinen graphischen, klaren, oft recht erotischen Figuren aus Farbe oder Bronze auf jeden Fall verdient.
Pünktlich zur Vernissage waren eben noch stilvolle, an einen Höhlenbesuch erinnernde Podeste fertiggezimmert worden, so dass die Räumlichkeiten nicht nur einen Genuss für die Augen bieten sondern Skulpturen und Bilder in den Schaufenstern in Szene gesetzt werden konnten und der Besucher zudem genügend Raum fand es sich selbst gemütlich zu machen und das eine oder andere anregende Gespräch mit alten oder neuen Bekannten zu führen. Denn der Kunst- und Kulturverein callas-bremen e.V. soll auch eine Begegnungsstätte, eine Kunstwerkstatt und im norddeutschen Raum ein Knotenpunkt der phantastischen Welt werden.
Als sich trotz aller Anregung und Gemütlichkeit erste Anzeichen von Müdigkeit bei einigen Besuchern einschlichen oder der ein oder andere versucht war, die Ausstellung zu verlassen, da der Sekt alle und die ausgestellten Exponate in aller Gründlichkeit der Betrachtung unterzogen worden waren, fand der Abend einen weiteren Höhepunkt in einer kleinen Kunstauktion. Obgleich, wie ich hier unterstellen möchte, alle ausstellenden Künstler mit viel Liebe und Leidenschaft zu Werke gehen, ist es auch für einen Kunstschaffenden nicht möglich, allein von Luft und Liebe zu leben. Um den Griff zur Geldbörse ein wenig zu erleichtern und zudem den jungen Verein zu unterstützen stieg Lüdtke ein weiteres Mal mit seiner Trommel auf’s Podest und präsentierte der Besucherschar den Druck eines Bildes aus der Feder von Jörg Krumland, einer der treibenden Kräfte des Vereins. Das Bild wurde gewinnbringend versteigert, die Besucher hatten ihren Spass und es wurde ganz deutlich, dass Ausstellungseröffnungen nicht immer trocken und ernst vonstattengehen müssen.
Die Ausstellung kann bis zum 19. April täglich, ausser an Feiertagen von 14.00 bis 20.00 Uhr besucht werden.
Text: Daniela Wolter, Fotos: Daniela Wolter, Sigrid Nepelius